Im letzten Jahr durften wir an der Gewaltsaufgabe des Neuzuganges bei der Familie Kunz-Jäger über die einzelnen Blogartikel teilhaben.
Damals endete die ganze Geschichte leider mit dem Verlust von Joya. Allerdings konnte die Familie nicht lange ohne 4-beinigen Begleiter bleiben und so kam der Entschluss zu einem neuen Versuch, für uns nicht von ungefähr.
Da uns Frau Kunz mit Freude von der Entwicklung bei Ihnen daheim auf dem Laufenden hielt, haben wir uns entschlossen auch unsere Leserschaft mit diesen Geschichten weiter zu unterhalten.
Spanische Strassenkatze oder etwa doch Royal Highness?
Das weiss nur Chouchou selber.
Ihre Urahnen – behauptet Chouchou - waren einst Palastkatzen und hatten Nofretetes Kleid umspielt. Und wenn mich die Katze so mit ihren blauen Augen anschaut, dazu maunzt, schnurrt und gurrt, bin ich sofort bereit, ihr zu glauben. Denn ihre Gestalt ist königlich, ihre Farben sind es auch, wenn auch mit einem Schuss Gewöhnlichkeit in Form von Weiss. Die Tupfen im Fell, wo hat sie diese her, wenn nicht aus der Blutlinie einer ägyptischen MAU? Ihr Blick ist voller Sanftmut und Weisheit. Sie ist auch sonst sanft. Nie würde sie die Pfote zur Massregelung ihres Menschen erheben. Sie streichelt nur mit unendlich weichem Strich. Der geschmeidige Gang ist elegant, die Hochbeinigkeit edel, die grossen Ohren markant – und der Blick aus leicht schräg gestellten, aquamarinfarbenen Augen voller Magie.
Ja, Chouchou hat mich verzaubert. Seit sie hier eingezogen ist bestimmt sie meinen Tag. Ihre Rituale sind fix, denn sie ist es von irgendwo her gewohnt, dass ihre Forderungen erfüllt werden. Echt königlich halt!
Barfuss eile ich treppab um Chouchou das erste Goodie zu offerieren. Sie heult mich kräftig und gar nicht ladylike an, wenn es nicht schnell genug geht. Danach öffne ich überall die Türen, damit sie die Aussentemperatur erschnuppern kann. Sie ist keine Freundin kalter Luft, und hasst Nässe – nicht mal das Flattern der ersten Vögel lockt sie ins Freie. Sie ist auf den schnelleren Erfolg aus: Der geht so: ‚Du ziehst die Schnur, die ich dann fange.‘ Gehorche ich nicht, verunmöglicht sie mir schlicht das Zeitungslesen. Und so trotte ich zwischen Schachteln, Papieren und offenen Taschen durch, eine lange Schnur in der Hand mit der Katze dran.
Lasse ich irgendwann die Schnur fallen, sind wir immerhin beide heiter gestimmt. Sie ruht aus und ich darf meinen eigenen Bedürfnissen nachgehen. Diese haben aber – nach ChouChous Gesetz – enge Grenzen: Telefonieren ist nicht erlaubt. Fernsehschauen auch nicht. Beides verunmöglich sie mir durch Aufmerksamkeit heischendes Gezeter. Und will ich gar Klavier üben, stemmt sie sich an mir hoch und zupft mich laut miauend am Ärmel. Liebt sie das Klavier oder erschreckt es sie? Das weiss ich nun allerdings nicht, denn ich öffne ihr vor dem Üben alle Türen. Eigentlich könnte ChouChou weglaufen. Aber sie bleibt. – Leute, die zu Besuch kommen sind ihr hingegen mehr als lieb. Sie versteht es meisterhaft, sich in Szene zu setzen.
Um ins Freie zu gehen, muss es draussen recht warm und vor allem trocken sein. Viel lieber beobachtet sie die vorbeifliegenden Vögel vom Fenster aus. Und freiwillig setzt sie sowieso keine Pfote ins Nasse. Im Gegenteil, diese schüttelt sie schon beim reinen Anblick von Nässe. Ist es hingegen trocken, begleitet sie mich in den Garten und bleibt immer irgendwo in meiner Nähe. Während sie sich anfänglich vor fremden Katzen ängstigte, hat sich die Situation vollkommen geändert: Chouchou verjagt jeden Eindringling, indem sie ihm im Tiefgang nachläuft. Mit ihren langen Beinen ist sie rasend schnell. Sie hat also hier ihren Platz gefunden und zeigt: Einer königlichen Hoheit läuft man nicht durchs Gebiet.
Die Nächte verbringt ChouChou bei mir im Bett. Kaum lege ich mich hin, springt sie zu mir hoch. Zuerst ertastet sie die Umrisse meines Körpers, bis sie ihren Platz gefunden hat: Mein Brustkorb. Darauf bettet sie sich, den Katzenkopf an meinem Hals und das Büsiherz auf dem Menschenherzen. Von Zeit zu Zeit maunzt sie leise, schnurrt und schnurrt! Wenn es hoch kommt, bekomme ich kleine, zarte Liebesbisse ins Kinn oder einen Backenstreich mit der Pfote. Aber alles ganz lieb und sanft und ohne Krallen. Es ist ein wunderbares Gefühl, dieses innige Zusammensein. Auf die Länge taugt diese Stellung aber nicht zum Einschlafen. Drehe ich mich zur Seite, dann sucht sie sich einen eigenen Platz.
Ein neuer Tag – und gerne alles von vorn, weil jeder Tag mit ChouChou ein neues Geschenk ist. Und wenn es dann endlich sogar noch warm wird, sind wir nicht nur heiter gestimmt, sondern ganz und gar und restlos glücklich.